Freitag, 27. März 2020

SCHWEIGEN


Nicht nur still werden und den Lärm abschalten, der mich umgibt, nicht nur entspannen und die Nerven ruhig werden lassen. Das ist nur Ruhe.

Schweigen ist mehr, 
Schweigen heißt: 
mich loslassen 
nur einen winzigen Augenblick verzichten,
auf mich selbst,
auf meine Wünsche, 
auf meine Pläne, 
auf meine Sympathien und Abneigungen,
auf meine Schmerzen und meine Freuden, 
auf alles, was ich von mir denke,
und was ich von anderen halte 
auf alle Verdienste auf alle Taten.

Verzichten 
auch auf das, was ich nicht getan habe, 
auf meine Schuld 
und auf alle Schuld der anderen an mir, 
auf alles, was in mir Unheil ist. 
Verzichten auf mich selbst. 
Nur einen Augenblick DU sagen und Gott da sein lassen. 
Nur einen Augenblick sich lieben lassen ohne Vorbehalt ohne Zögern 
bedingungslos und ohne auszuschließen, dass ich nachher brenne. 
Das ist Schweigen vor Gott. 
Dann ist im Schweigen Stille und Reden und Handeln und Leiden und Hoffen und Lieben zugleich.



Dann ist Schweigen: Empfangen. Auf dieses Schweigen weiß ich keine Antwort als:

neues Schweigen weil Gott größer ist, weil jede versuchte Antwort zu klein gerät. Und doch habe ich keine Angst zu reden und zu handeln, weil das Schweigen eines Augenblicks vor Gott und mit Gott und in Gott die lauten Stunden erlöst.



Aus:
Luitgard M. Tusch-Kleiner
Einkehr zur Mitte
Einführung in die Kontemplation als Lebensweg

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